Nachhaltiger Kaffee aus Kaffeekapseln ? Nicht die Bohne!

  • By camille.muller
  • Publiziert vor einem Jahr

Nachhaltiger Kaffee aus Kaffeekapseln? Nicht die Bohne!

Als Oekotopten vor knapp 10 Jahren seine Liste mit den energieeffizientesten Kaffeevollautomaten vorstellte, verzichtete man bewusst auf Kaffeekapselmaschinen. Obwohl auch diese energieeffizient sein können, gibt es hierfür weiterhin zahlreiche gute Gründe. Dies zeigt die jüngst erschienene "Restmüllanalyse 2022" des Ministeriums für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung.

Bei vollautomatischen Kaffeemaschinen mit Mühlwerk, Soft-Pads aus Papier oder klassischer Filterkaffe kann man den entstehenden Kaffeesatz umweltfreundlich in der Biotonne oder dem Kompost entsorgen. Im Internet finden sich auch zahlreiche Tipps, wie sich der Kaffeesatz als Dünger, Geruchsbinder oder als Reinigungsmittel weiterverwenden lässt. Dagegen sind Kaffeekapseln von der Herstellung bis zur Entsorgung nicht nur energieintensiver, sondern auch hochproblematisch. Scheinbar praktisch verpackt, befindet sich der gemahlene Kaffee in einer "Getränkesystemkapsel" die im Prinzip zwar recycelbar ist, aber in der Realität allzu oft in der Mülltonne landet.

So ergab die "Restmüllanalyse 2022" * des Ministeriums für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung die nüchterne Erkenntnis, dass eine hochgerechnete Menge von 887 Tonnen Kaffeekapseln (entspricht ca. 55,7 Millionen Kapseln - oder 86 Kaffeekapseln pro Kopf ** - in Luxemburg im Hausmüll landen. Die Ergebnisse vorherigen Analysen zeigen somit einen klaren Anstieg dieses Elends, trotz der Einführung von getrennten Sammelsystemen im Handel. Laut Ministerium ist dies ein beklagenswerter Trend, der sich scheinbar weiter fortsetzen wird. So häufen sich seit Jahren die Berichte in den Medien über den weltweiten Abfall, der auch durch die Aluminium- und Kunststoffkapseln Millionen Tonnen an Müllbergen verursacht.

Im Benelux-Raum gibt es zwar ein Recycle-Programm des Branchenführers, doch wie viele Kapseln bei einer erwarteten Recycle-Kapazität von 80% tatsächlich wiederverwertet werden, ist nicht nachvollziehbar. Die Restmüllanalyse ist somit auch ein Beweis für das Scheitern dieses Recycle-Angebotes. Da viele Maschinen- und Kaffeehersteller auf den Trend aufgesprungen und sie mittlerweile auch in Discountern zu haben sind, spitzt sich das Abfallproblem zu.

Selbst wenn man mehr Kaffeekapseln recyceln würde, bedeuten sie immer noch einen enormen Ressourcenverbrauch. Neben den enormen Mengen an Energie, die für die Produktion der Kapseln nötig sind, kommen noch Umweltbelastungen für den Abbau des für Aluminiumkapseln benötigten Bauxits hinzu – ein Abbau, der nicht selten mit der Zerstörung von Ökosystemen einhergeht, weil Aluminium mithilfe hochgiftiger Natriumlaugen aus dem Bauxit gelöst wird. So bringt die Produktion von einer Tonne Aluminium das Sechsfache an giftigem Schlamm hervor.

Die Alternativen zum Aluminium sind oft nicht besser. Kunststoffkapseln, die noch zusätzlich einen Deckel aus Aluminium haben, sind keine Lösung, da Mischmaterialien noch schwerer zu recyceln sind. Auch Kaffeekapseln aus biologisch abbaubarem Material können nicht auf den hauseigenen Kompost gegeben werden, da sie in Wirklichkeit nur unter extremen Bedingungen kompostierbar sind. So landen auch diese Kapseln meistens auf den Müll. Zudem stammt der Anbau für diese Materialien (bsp. Mais) mit großer Wahrscheinlichkeit aus umweltbelastenden Monokulturen.
Einzige ernstzunehmende Alternative wären die nachfüllbare Kapseln. Doch diese ergeben wenig Sinn, da die drei größten Vorteile der Kapseln - die „scheinbar“ perfekte Dosis, die praktische Handhabung und die Aromakonservierung des gemahlenen Kaffees - integraler Bestandteil des Konzepts der zugeschweißten Kapsel ist und ihre Attraktivität für Verbraucher:innen erklären.

Kapselmaschinen beschränken Wahlfreiheit der Konsument:innen

Auch was die Auswahl angeht, gehören die Kapselmaschinen zu den klaren Verlierern, da der Verbraucher kein x-beliebiges Produkt nehmen kann. Die Hersteller von Kapselmaschinen tun ihr Bestes (sowohl technisch als auch rechtlich), um Alternativkapseln von ihrem Markt fernzuhalten. So können „fremde“ Kapseln beim Gebrauch technische Probleme oder sogar Schäden an der Maschine hervorrufen. In vielen Gebrauchsanweisungen wird daher darauf hingewiesen, dass mit dem Benutzen von nicht geeigneten (also nicht originalen) Kaffeekapseln die Garantie im Fall eines Schadens entfällt. Zu allem Übel kommen immer neue Maschinen mit Kapseln in neuen Formaten hinzu. „Neue Maschine“ bedeutet hier auch ein weiteres Anwachsen von überflüssigem Elektromüll!

Fünffacher Preis für mehrfachen Müll

Der Kaffeepreis der Kapseln liegt bedeutend höher als der herkömmlich verpackte Kaffee. Eine Kapsel des Branchenführers ist ab 44 Cent erhältlich. Bei circa sechs Gramm Kaffee pro Kapsel bezahlt man also den Basispreis von ca. 73 Euro pro Kilo. Auch der Kapselkaffee aus dem Discounter ist je nach Sorte immer noch zwei- bis dreimal teurer als loser Kaffee. Ein „Mehr“ erhält man nur in Form von Verpackungsmüll, von der Schachtel bis zur Kapsel.

Welche Art der Zubereitung ist nun am nachhaltigsten?

Am sinnvollsten sind Siebträgermaschinen oder vollautomatische Kaffeemaschinen, die mit Kaffee von beliebigen Herstellern benutzt werden können. Die Verbraucher:innen entscheiden hier frei über Sorte, Marke, ob bio- und/oder fair-hergestellten Kaffee und ist keinem teuren System ausgeliefert. Die Maschine kann nach Geschmack selbst eingestellt und der Kaffee kurz vor dem Brühen frisch gemahlen werden. So findet man bei www.oekotopten.lu Maschinen, bei denen der Mahlgrad, die Wasserdosierung und bei manchen sogar die Wassertemperatur individuell einstellbar sind. Den Kaffeesatz zum Kompostieren und Düngen gibt’s gratis dazu.

Als Faustregel kann festgehalten werden, dass Filterkaffee und Stempelkannenkaffee (French Press) die nachhaltigste Art von Kaffetrinken bleibt, soweit nur so viel Kaffee wie benötigt gebrüht wird. Für Espressoliebhaber ist die Plörre aus der Kanne jedoch nicht mit einem „Kaffee Crema“ vergleichbar, der mit 15 bis 19 Bar und unter hoher Brühtemperatur aus einer Espressomaschine fließt (daher aber auch mehr Strom kostet). Auch (Soft-) Padmaschinen sind in dem Fall keine echte Alternative zu Kaffeekapselmaschinen, da sie mit lediglich 1.9 Bar eher zum Filterkaffee gehören.

Siebträgermaschine


Stempelkanne vom Typ "French Press"

So sind Kaffee-Vollautomaten und Siebträgermaschinen letztlich wohl die einzigen Geräte*** die den Kapselmaschinen in Punkto Geschmack das Wasser reichen können.



* https://environnement.public.lu/fr/offall-ressourcen/types-de-dechets/Dechets_menagers_encombrants_et_assimiles.html**

** https://www.woxx.lu/abfallwirtschaft-in-luxemburg-weit-weg-von-zero-waste/

*** Neu auf dem Markt sind jetzt auch Kafeekugeln statt Kapseln. Der gemahlener Kaffee wird zunächst zu einem Ball verpresst und anschließend mit einer pflanzlichen Schutzschicht ummantelt. Die Schutzschicht bewahrt das Kaffeearoma auch nach dem Öffnen der Verpackung und gibt dem Coffee Ball Stabilität. Aber auch hier finden sich die Nachteile einer (noch) begrenzten Auswahl an Kaffeesorten und bisweilen nur einem Hersteller.